von: Totte

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Die Nacht war zu lang oder zu kurz, je nachdem. Müde und mit leeren Magen fahre ich zeitig zum LOGO, wo sich im strahlenden Sonnenschein schon traditionell die ersten Grüppchen großartiger Menschen zum Praekonzertpicknick vor dem Club versammelt haben. Ehrensache, dass auch heute ein kleiner Frühstücksbeitrag in Sektform von Monsterseite spendiert wird. Danach wird mir die Zeit zum Kaugummi. Für Tourberichte fehlt mir die innere Ruhe, für Smalltalk ebenfalls. Ich bin in einem Launentiefpunkt gefangen, der mich verunsichert. Vielleicht hätte ich mich heute zum Jogging zwingen sollen, um etwas Energie freizusetzen. Vielleicht hätte auch einfach mal eine Pommes essen geholfen. Jetzt sitze ich im Backstage rum und starre mir bloß auf die Finger.

Zwischendurch gehe ich vor die Tür, um ein bißchen gute Laune zu tanken, aber das klappt auch nur bedingt, denn die Leute hier, darunter auch langjährige Bekannte, manche sogar Freunde, sind in eher ausgelassener Stimmung, die in ihrer natürlichen Schnodderschnäuzigkeit gerade konträr zu meiner dünnfelligen Stimmung läuft, und eher kontraproduktiv auf mich wirkt.

Wieder in den Backstage, wo ebenfalls alle ausgelassen und gut drauf sind, und ich sinke in mich und gucke stur auf die Uhr und hoffe darauf, dass die Show endlich losgeht.

15 Uhr Showtime.

Uns erwartet eine eingeschworene Gemeinschaft vorzüglicher Menschen, die uns schon lange kennen, die wir schon lange kennen, und die sich schon kennermäßig mit allerlei Utensilien präpariert haben, mit denen sie uns wieder und wieder überraschen werden. Darunter auch eine Knallplättchenpistole, untere deren Geknall ich tatsächlich jedesmal erschrocken zusammenzucke. Aber auch Konfetti, Wunderkerzen, Schlüpfer und Eukalyptusbonbons, die Luft wirbelt und die Bühne wird paniert, nur was die Bonbons angeht, erbitte ich erneut erfolglos darum, sie nicht wie Geschosse zu schmeißen, sondern wie Geschenke. Wir üben das spontan ein paarmal, aber um ehrlich zu sein, es bleibt bis zum Schluss eine Gefahr für Klampfe und Zähne.

Die Energie ist heute extrem, die Leute sind voll da und uns liebevollst zugetan.

Wir spielen heute natürlich auch ein paar Wunschlieder, und unser Programm ist dadurch weniger fließend als bei Konzerten mit eingespielten Setlisten, doch das macht ja gerade den Charme der Katerkonzerte aus. Es hat mehr was von musikalischem Stammtisch auf einem familienfreundlichen Straßenfest, als von einer Rockshow. Es gibt auch wieder Rollmops, Brathering und Gurken zur Pause, vom LOGO freundlich spendiert. Seifenblasen steigen in die flimmernde Luft.

Fred ist heute grandios auf der Bühne, spielt spontane Soli und Fremdhits, aber auch Rüdi ist heute ausgeruht superkraftvoll. Burger hat die Herzen dank Liedwunschliste auf seiner Seite und Frische Mische glänzen mit Bienen und Bonmots. Ich hätte heute dem Tag am meisten genützt, wäre ich daheim geblieben. Diametral zur Stimmung im Laden sinkt meine und ich vergrabe mich immer tiefer in mir selbst. Welcome im Neurosenpool.

Zum Glück ist meinem Wirken völlig unerheblich, denn wie gesagt, sowohl die restlichen Monsters als auch das Publikum feiern eine gemeinsame Party, ohne Bühnenhierarchien, dafür aber mit vielen Höhepunkten, und ich habe zum Schluss tatsächlich ein paar ehrliche Rührungstränen in den Augenwinkeln, wenn auch eher als Beobachter, und nicht mehr als Teil des Ganzen.

Aber es bleibt einfach toll, wieviel Herz in diesem Raum pulsiert.

Unter vielen Umarmungen und standing Ovations verabschieden wir uns letztendlich von der Bühne, nur um gleich im Anschluss ein wenig weiter neben dem LOGO draußen weiterzuspielen. Burger und Rüdi glänzen dort, Kollege Ingmar Schütte brilliert auch als Gaststar frenetisch gefeiert, ich versetze dem Ganzen anschließend dilettierend mit zwei Songs den Todesstoß. Pardon auch dafür. Es sind so viele tolle Leute heute hier, ich mag gar nicht mit der Aufzählung anzufangen, denn sicher würde ich jemanden vergessen, und ich eiere zwischen allen hin und her, beim erfolglosen Versuch, einen fruchtbaren Gesprächspartner zu geben. Es kommt nur Quatsch bei mir raus, so sehr ich mich bemühe. Ich muss mich dem entziehen, darum fahre ich mit Fred zu unserem Lager, um unseren gesamten Tourkram wieder sicher zu verstauen. Danach ab nach Hause, wo ich mich für ein Bier noch an den Deich setze und in den Sonnenuntergang schaue.

Das war eine aufregende Tour voller Highlights. Für viele war heute ein Highlight, Monsters wie Monsterpublikum. Das habe ich einigen glaubwürdigen Gesprächen entnehmen können, und das freut mich sehr. Die Band war ebenfalls glücklich und gelöst. Unsere Crew ist übrigens die beste, allesamt. Echte Freundtypen mit Klasse. Und wie toll wir euch finden und auf der Tour gefunden haben, könnt ihr ja hier im Tagebuch nachlesen. Mag sein, dass vieles von mir vergessen wurde, aber die Herzlichkeit und überhaupt all die guten Feelings, die ihr uns beschert, das ist überall ehrlich dankbar vermerkt. Und das wird auch nicht vergessen.Wir sagen’s oft, mir meinen’s immer: Vielen Dank für euch. Bleibt fit, wohlauf und uns gewogen, es ist uns stets eine Ehre. Hashtagabschiedsherz. Auf hoffentlich bald wieder, eure Monsters!

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