Die Nacht war lang, die Äuglein sind klein,. Aber die Sonne scheint verheißungsvoll in die Buskoje, weil ich vergessen habe, mich abzuschotten. Wir stehen bereits vorm Club Vaudeville und gefühlt sind alle aktiv. Labörnski nutzt eine schwache Sekunde, um mich zum Jogging zu überrumpeln, etwas mäkelig laufe ich nun hinter seinem Enegiebody hinterher, aber es wird besser, und als wir den Bodensee erreichen, ist alles Ungemach verschwunden. Wir hüpfen nackig ins kühle Nass und die Lebensgeister kehrten in unsere Altrockerkörperatome. Selten erfrischte mich ein Bad so sehr. Kaum sind wir wieder an Land, beginne ich erneut zu mäkeln, denn Laufen stinkt gegen Schwimmen total ab, außerdem verlaufen wir uns und müssen eine Extrarunde drehen, aber immerhin landen wir nochmal am Bodensee und können da ein zweites Mal neptunisieren. Herrlich. Der Rest des Wegres ist ein Klacks, und das Frühstück im Club ein Traum. Wir werden übrigens liebevoll betreut von Lotte, Nati, Mirko, Wolfi, Matthias und Co, und es tut mir leid, dass ich mir nicht alle Namen gemerkt habe, aber ich hoffe, ihr seht mir das nach, mein Hirn ist ein Sieb, aber der Dank ist tief und echt. Auch das Dinner ist ein Traum, Veggiebolo, Curry, Auflauf, Salate undundund, aber ich bin heute vorsichtig, denn ich will ausnahmsweise mal nicht auf die Bühne rollen. Der Tag vergeht mit viel Schlaf, kleineren Bandjobs und Flucht vor der Sonne, ich bin ein Herbsttyp, der am liebsten welkt, aber ich glaube, die Kollegen sind alle ausgleichend hyperaktiv, proben, posten, drehen Zigaretten und rauchen sie auch. Ich bin ja nur noch laut Monstershomepage Raucher, wie mir jüngst mein Vater leicht vorwurfsvoll verriet („Wieso steht da, dass du rauchst?“), also ist dieses letzte aller Cowboyvergnügen für mich Vergangenheit. Statt dessen daddle ich auf dem Handy rum und genieße Limonaden.
Dass Festival ist mit drei Bands der Extraklasse exquisit bestückt, nur Lindau weiß davon nioht soviel, darum füllt sich der Saal ein wenig zäh. Aber dafür ist die Qualität des Publikums exorbitant, und das merken wir bereits bei der ersten Band des Abends, „Das Pack“. Ich muss aber auch sagen, dass Pensen und Rosi eine Hammershow abliefern, irgendwo zwischen Slayer und Dadaismus, epische Ansagen über genutzte Bühnenzeiten wechseln sich mit Triangelsoli und Moshparts zum Durchdrehen. Gewaltig und ein gewaltiger Spaß für beide Seiten der Bühne.
Hernach entern „Mandelkokainschnaps“ aus Berlin die Bühne, es wird bunt, wild, kinky und politisch, ein bunter Mix aus NDW und Rock, Burlesque meets Punk und die Menschen hüpfen mit. Sehr feine Sache, diese. Ballopns fliegen durch den Raum und das Stroboskop gibt den Takt vor.
Inzwioschen bereiten wir Monsters uns auf unsere Show vor, was bedeutet, einer sucht sein Handy ein anderer steht verwirrt im Raum, der dritte läuft planlos von Ecke zu Ecke,bis sich der nächste erbatmt und den Traditionssekt zum Eingrooven öffnet. Prösterchen, schöne Show und endlich geht’s los.
Heute ist es so, dass jedesmal, wenn einer Band fertig ist, alle nach draußen gehen, weshalb die nächste Band stets vor umgerechnet Null Menschen Publikum beginnt. Dann aber füllt sich der Saal beim ersten Lied und die Rakete startet.
Wir sind heute in einer seltsamen Stimmung, zwischen kauzig und euphorisch, aber das ist eine tolle Mischung und passt hervorragend zur Atmosphäre im Saal. Interaktiv feiern wir mit dem unglaublich freudig-freundlichen Publikum eine 90 minütige Show voller kleiner Highlights und schrulliger Momente, wir gründen die Vengoboys, zelebrieren der kürzesten Pogo Lindaus, und die Balladen werden in magischer Konzentration genauso gewürdigt wie die lauten Mitsingmomente. Da auf der Bühne ein Besen bereitsteht, können wir sogar hilfreich in den Saal hüpfen, als eine Bierflasche im Publikum zerschellt, man tut schließlich, was man kann.
Burgers Abwesenheit kompensieren wir mit „Frösche“, und alle singen mit. Eine wirklich enorm bezaubernde Ballnacht, mit der wir unseren Einstand in Lindau zelebrieren durften. Vielen Dank.
Was leider etwas zu kurz kommt, ist die Party im Anschluss, denn viele, viele Kilometer stehen uns bevor, darum sind wir bereits eine Stunde nach Konzertende wieder auf der Autobahn, und halten auch nur noch einmal kurz für Veggieburger bei der goldenen Möwe, auf die wir in bislang ungekannter Einigkeit plötzlich alle total Bock haben.
Der Nachteil: Danach sind die Bäuche zu voll für ausufernde Buspartysessions, wir schaffen es nicht mal mehr, die Musikbox anzuschmeissen, müde gähnend verabschiedet sich einer nach dem anderen Richtung Koje, und damit endet dieser Bericht auch, nicht ohne euch vorzuenthalten, dass immerhin die Träume im Anschluss der absolute Oberknaller warten. Ähnlich wie Lindau in echt. Auf alsbald again, wir herzen euch liebevoll.