Was für eine Zitterwoche, was für ein Klimax der Superscheiße. Amerika hat entschieden: Ein größenwahnsinniger Verbrecher soll wieder die Weltenregler bedienen. Ich ziehe die decke über den Kopf und starre ins Nichts.
Das Handy piepst, Burger schreibt in unsere Whatsappgruppe, dass er erkrankt ist und heute nicht in den Torbus steigen kann. Die Downerspirale dreht sich weiter.
Ich habe keine List zu joggen, keine List zu packen, keine Lust. Teddypard aberz winkert mir aufmunternd zu, sein Blick sagt: „Sei unbesorgt, ist alles auch bloß Realität.“
Da hat er natürlich recht.
Ich schmeiß mir eine Tiefkühlpizza in den Ofen und mache mich dann langsam fertig. Wir treffen uns um 22 Uhr am Monsterslager, wo uns Superfahrer Bernd, ein alter Monsters-Verbündeter, mit seinem Nightliner einsackt. Wir sind zunächst nur zu fünft, Rüdi holen wir in Rhüden ab, Urs kommt morgen direkt nach Mainz und Burger, na, ihr habt ja auch die Whatsappnachricht gekriegt.
Busladen, Abfahrt, ein Tee zur Begrüßung und einen Whiskey dazu. Ziemlich schnell kristallisiert sich raus, dass wir die widrigen Umstände gar nicht erst bei uns nisten lassen, sondern als Oase durch die Hoffnungsdürre schmettern wollen. Sehr schön. Jetzt steigt Rüdi zu, wir drehen die Musik auf, und die letzten (ich) finden erst um sechs Uhr früh in die Koje.
Trotzdem bin ich schon gegen 12 Uhr wieder wach, angeklatscht und zitterig, Frische Mische waren hingegen bereits joggen, und Anna und das KUZ-Team sind höchst freundlich und um uns bemüht, jetzt vergeht der Tag mit mit den klassischen Pflichten, Busausladen, Soundchecken, Kaffeetrinken, flanieren, Gästelisten schreiben, ich schaff es tatsächlich auch nochmal, mich aufzuraffen und eine Runde am Rhein zu joggen, und – ach ja – diesmal ist Fabi wieder dabei, unser rastloser, vielinteressierter Merchmeister, der heute morgen bereits in Frankfurt Gewichte gestemmt hat und zwischen Merchaufbau und Social Skilltraining bestimmt noch das KUZ frisch tapeziert oder Lindner vor die Tür gesetzt hat. Beeindruckend. Unsere Crew ist sowieso beeindruckend: Auch Urs, der inzwischen hereingeschneit ist: was für ein Prachtbursche.
Unseren Traditionssekt zum Konzertbeginn hätten wir beinah gar nicht entkorkt bekommen, fluchend prügelten wir zu sechst auf die Flasche ein, bis irgendwann ein unbeeindrucktes „Plopp“ uns den Weg zum edlen Nass freigab.
Und schon geht die Show los:
Wie erwähnt, wir spielen heute zu fünft, was bedeutet, wir mussten spontan die Liste etwas umstellen. Das positive daran: Wenn bei uns einer fehlt, versuchen die übrigen Monsters immer extra, die Lücke zu befüllen, weshalb diese Konzerte oft eine ganz andere Energie bekommen. Und so ist das heute auch: wir sind extrem füreinander da, und dass das Publikum heute so derart aufmerksam und begeistert interaktiv mitgestaltet, lässt den ganzen Saal schimmern wie Elfenstreu. Es ist absolut zauberhaft, einige Songs kriegen wir sogar so gut hin, dass sie für unsere neue Platte in die Auswahlliste kommen können, zu älteren Hits wird gejohlt und ausgelassen gefeiert, und natürlich spielen wir auch ein paar Burgersongs zur allgemeinen Freude. Ein Henning hat Geburtstag, ihm zu Ehren gibt es ungeprobt unser Geburtstagslied, und Sandrine und Co dancen unsere Publikumschoreos wie junge Göttinnen. Der Spirit von Marius Müller Westernhagen rumpelt kurz auf die Stage, aber zum Glück nicht allzulang, und es tut uns leid, aber „Morgens um Acht“ konnten wir so spontan nicht aufs Klavier übersetzen. Vielleicht zur nächsten Tour? Wir bekommen gar Berliner Luft zur Bühne gereicht und die Standing Ovations zum Schluss lassen unsere Herzen glühen. Vielen Dank, das war ein wirklich ganz wundervoller Einstand zur langen Tourrutsche.
Nach der Show treffen wir liebe Menschen, darunter auch alte FreundInnen den Hauses Monster, schwelgen in Erinnerungen, aber auch im Moment, nur von einer langen Aftershowparty kann ich leider nichts berichten. Ingwertee, eine Stulle und ein paar Brezeln im Bus, dann lege ich mich zu Teddypard in die Koje und versinke in ideenlosen Gedanken. Der Alltag klopft wieder an die Sicherheitstür unserer Oase. So wird es wohl jetzt weitergehen. Aber um so schöner dafür, dass ihr uns allabendlich eine Auszeit schenkt, in der die Seele befreit lachen kann und ein Sonnenstrahl durch den Zukunftstunnel dringt.
Bleibt unbedingt so, wie ihr seid. Mit Hofknicks in der Hoffnung auf baldiges Wiedersehen verbleiben die Monsters. Gute Nacht.