Tourtagebuch

Musa *ausverkauft*, Göttingen

05. Nov. 2022

von Totte

Ich habe kaum geschlafen, weil ich gestern derart bored by myself war, dass ich irgendwann bei den ganzen Disney-Star Wars-Filmen gelandet bin, die die Nacht über flimmerten und wirklich ausgesprochen langlanglang sind. Thematisch hatte ich den Eindruck, dass es sich um genaue Kopien der drei Klassiker handelte, aber in jedem der Filme zweimal. In meinen Träumen begann dann auch noch irgendwer was von der dunklen Seite der Macht zu schwafeln, und das wurde mir dann doch zuviel des Guten, da blieb ich dann redundanzgenervt wach und starrte an die Decke. Aufzustehen fällt mir jetzt nicht ganz leicht. Aber die Uhr tickt. Um 12 Uhr mittags treffen wir uns am Bahnhof Harburg, jetzt ist es kurz vor elf, und ich habe weder geduscht, noch gepackt, gespült, aufgeräumt. Gegessen oder gejoggt? Wie käme ich dazu? Den Müll kriege ich noch vor die Tür, dann wird’s auch schon eng, am Fahrkartenautomaten vor mir versucht ein Pärchen ca 30mal stoisch, mit demselben Fünf-Euro-Schein zu zahlen, der immer wieder aus dem Scheinschlitz zurückgeflattert kommt.Wieder. Und wieder. Ich biete ihnen an, mit Münzen auszuhelfen, aber sie blicken erstmal nachdenklich eine Stunde durch mich durch, dann ergreift mich die dunkle Seite der Macht, ich zerteile sie mit dem Laserschwert, drängle mich vorbei und hole ihnen selbst ihr Scheißticket. Danach dann auch eins für mich, doch zu spät, die Bahn ist weg. Die nächste fällt wegen eines Zugschadens aus, dafür kommt die übernächste dann zu spät. Aber letztlich erreiche ich Harburg, wo Fred Lasse, Börnski und mich einsammelt, und von hier an geht’s fast staufrei nach Göttingen. Zu erzählen gibt es dafür auch nicht soviel, ein Thema ist whatsapp, aber da muss ich schon gähnen, wenn ich daran zurückdenke, das Fazit ist jedenfalls irgendwie zwischen „kann man machen“ und „kann man lassen“. In Göttingen holen wir Rüdi und Claudio am Bahnhof ab, denn nicht nur hatten wir keinen Stau, sondern deren separate Bahnen hatten beide auch keine Verspätungen, was ist denn heute los mit Deutschlands Verkehrsnetz? Und ist das ein Omen? Und wenn ja: welches? Und wenn nicht: wofür nicht?

Hoppla, da sind wir ja bereits in der Musa, begrüßen das liebe Team um Tine, Dani, Ole und Jörg, und laden in Minutenschnelle unseren Krempel in den Saal. Hier haben wir schon sehr schöne abende gehabt, überhaupt Göttingen, ich hoffe, sowohl ihr, als auch wir können da qualitativ an diese schönen Zeiten perfekt anknöpfen. Leider fehlt ja auch heute Pensen wegen Corona, das ist schon mal schlecht. Aber Burger, auch wenn bislang noch nicht erwähnt, kommt gleich her und ist dabei, insofern müsste der Rock ja zünden.

Schnitt, zack, vorgespult: Soundcheck schön, Barhockertausch zwecks Sitzsicherheit auf der Bühne, tolles persisches Essen und ansonsten wenig zu tun. Inzwischen komplettiert quatschen wir ein wenig über dies, lassen das aber außen vor und freuen uns hernach über den Konzertbeginn vor vollem Haus voller toller Menschen. Ein wenig chaotisch beginnt alles, da die/der ein oder andere noch keinen Sitzplatz gefunden hat, aber Burger und Fred helfen kurzerhand aus, indem sie zunächst Sitzplätze zuweisen und dann gleich Stühle aus dem Backstageraum holen, und das Konzert wird hübsch dadaistisch, skurril und verschroben. Göttingen ist in samstäglicher Partylaune, was den Alkoholpegel auf Publikumsseite etwas höher schraubt, als er in Hannover und Hamburg war, es sind aber zudem auch erstaunlich viele Neulinge da, die auch von diversen Klassikern von uns tatsächlich überrascht scheinen. Wir haben extrem viel Spass, reden uns u Verstand und Kopf und Kragen, aber dann wird dafür gerockt und gepogt, Fred nasenflötet heute rekordverdächtig, Burger tritt dauernd versehentlich Limos um, der Abend krawallt herrlich durchs Programm.

Nach dem Konzert treffen wir viele liebe Menschen am Merchstand, helfen einer dae dabei, ein erwettetes ColaKorn-Shirt von einem anderen Besucher zu gewinnen, können aber den verlorengegangenen Rucksack (rot, Sternburg, falls jemand ihn tatsächlich mitgenommen hat: Schäm dich und gib ihn zurück!) auch leider nicht mehr wiederfinden.

Vor dem Hotel, zu späterer Stunde sitzen wir noch rum, Claudio und Börnski sind die Djs und stellen die Regel auf, dass nur Lieder, die mit „Don't“ beginnen, Spielerlaubnis erhalten. Nachdem auch der rest weggeknickt ist, sitzen Rüdi, Claudio und ich noch auf einen letzten Drink und zwei, drei Song bei mir, unterhalten uns über Selbstverständnis und Musik, und dann wird’s aber auch wirklich Zeit für etwas Schlaf. Samstag Nacht in Göttingen, es war rauschend und betörend. Wir kennen uns und schätzen das sehr. Vielen Dank, verehrte Menschen.