Tourtagebuch
Nachtleben, Frankfurt
16. Nov. 2015
von Vampiro del Mar
Auf diesen Touren, die wir mit Nightliner, also diesem großen Bus zum Drinwohnen, fahren, ist einer der größten Vorteile: Man fährt über Nacht, und bekommt somit nix von der Ödnis der Autobahnsteecken mit. Man schläft ein, und wenn man aufwacht, ist man da. Voll sehr gut.
Der heutige Tag bietet da eine Ausnahme, denn wir können erst um 16 Uhr ins Frankfurter „Nachtleben“ rein. Ich schrecke gegen 9 Uhr morgens hoch, weil ich geträumt habe, ich müsste um 9 Uhr morgens hochschrecken, weil ich sonst den wichtigen 9 Uhr Hochschrecktermin verpasst hätte. Ja, meine Träume ähneln meinem Leben.
Soelve ist natürlich bereits frisch und ready, aber auch diverse andere Kollegen gesellen sich zu uns. Einer heißt Timmey und guckt ganz kleinäugig. Der Tag ist grau, und Bielefeld hat über Nacht alle Straßen, die aus Bielefeld rausführen, gesperrt. Wahrscheinlich, weil sie uns so lieben. Wir sie ja auch, aber Frankfurt lieben wir auch, denn das ist so ein Monstersding: Love, love, love. Love verpflichtet aber, drum kurven und cruisen wir waghalsig, bis wir den Bus schließlich zu dritt über einen Jägerzaun gehievt bekommmen, auf dessen anderer Seite eine ganz neue Autobahn mit Richtung Richtig für uns gepflastert wurde. Wenig Schlaglöcher: Gut. Wenig Rasten: Mies. Denn wir müssen alle. Hin und wieder muß man, und dann ist das dumm, wenn man nicht darf. Wollen und nicht dürfen, ist ja schon ärgerlich, aber müssen und nicht dürfen, puh, harter Tobak.
Ist sowas eigentlich für Euch interessant? Oder was wüsstet Ihr so ganz gern von uns? Wir geben gern alles preis, aber da ist nicht soviel: Nach den Monsterskonzerten entmaterialisieren wir uns nämlich immer, und so ohne Materie ist nicht viel los, in Sachen Hobbies zum Beispiel.
H, da kommt ja der Rastplatz! Alle raus, befreien und Paninis backen lassen. Welcher trottel hat eigentlich die getrocknete Tomate auf Paninis erfunden? Sorry about the Polemik, aber getrocknete Tomaten, die gebacken wurden, sind ungefähr so lecker wie Raqdiergummis, aber farblich längst nicht so schön.
Jetzt bin ich muffelig, außerdem hab ich von nun an bis zur nächsten Raste den Mund voll, und kann nicht sprechen, wegen der kaufesten Schrotttomate. Was aber schön ist, sind die ersten Touraufnahmen, in die wir reinhören. Zwischen „Traumhaft“ und „Totally Ballaballa“ ist für jeden was dabei. Das befreit natürlich, und -Schwupps – da ist die nächste Raste, wo ich Pommes esse. Die Kollegen Schnitzel mit Camenbert.
Frankfurt ist eine beeindruckende Stadt, im Nachtleben haben wir auch schon mal gespielt, der Raum ist gemütlich und ich bin aber trotzdem muffelig. Wegen irgendwas, ich weiß nicht. Vielleicht wegen der Tomate. Glaub ich aber nicht. So ne arme Tomate. Irgendwie stimmt der Vibe bei mir heute nicht.
Was helfen könnte, sind die Leute, die heute zu unseem Konzert kommen. Natürlich viele bekannte Gesichter, das Besondere aber insgesamt ist, daß hier alle die Tickets vor spätestens einem halben Jahr gekauft haben müssen, denn so lange ist das Nachtleben bereits ausverkauft. Edelhörer, quasi. Ganz ehrlich, da fühlt man sich schon ein bißchen wichtig. Dagegen hilft Bier.
Das Konzert beginnt gegen 20 Uhr, und ab sofort ist meine Stimmung umgeschlagen! Denn wir treffen wirklich auf ein derart famoses Publikum, daß uns ganz warm vor Sympathie wird. Und azsgelassen wird es auch. Es funkt zwischen uns allen und auch heute passieren wieder Dinge, da muß mab sagen: Doof, sie hier nicht zu schreiben! Na gut: Fred magnetisiert formidabel, bei anderen Liedern wird spontan quatschintoniert, es fliegen wieder Bonbons, diesmal auch Schlüpfer, wir pubertieren ein wenig über Buttplugs und Nasenflöten, ich weiß nicht, ich weiß nicht. Diese Tour macht uns schon sehr glücklich!
Wenn ein neuer Song gut funktioniert hat, grinsen wir wie Honigkuchenpferde, wir prosten und singen und prusten und eiern. Das Publikum spielt mit, als hätte es Regieanweisungen bekommen, aber die einzige Regieanweisung für Monsterskonzerte ist: Seid offen und habt Spaß!
Klappt total.
Leider müsen wir heute nach dem Konzert ziemlich rasch weiter, aber Timmey hat Pizzen für den Bus besorgt, und es darf geschlemmt werden.
Wir schauen noch einen Film mit Keanu Reeves, aber ich finde, Keanu Reeves wäre besser von jemandem gespielt worden, der nicht Keanu Reeves ist. Wobei ich Keanu Reeves mag. Aber vielleicht wäre der Film sowieso auch besser ohne sein Drehbuch gwwesen. Außerdem stirbt ein Hund. Geht für mich nicht klar.
Inzwischen sind wir längst wieder auf der Autobahn, und die Reihen im Bus haben sich gelichtet. Auch Rüdi sagt irgendwann 'Gutes Nächtle' und verzichtet auf den Film. Zuletzt verbleiben nur noch Börnski und ich, weil wir noch einen Filn über Wurmlöcher gucken wollen. In Dolbysurround. Wißt Ihr was? I hate Dolby Surround. Fuck Dolby Surround.
Ständig ist man beschäftigt, hektisch den Ton abzudrehen, sobald irgendwas mit Action passiert. Wird geredet, versteht man nie die erste Hälfte, weil der Ton abgedreht ist. Ich hab nicht die geringste Ahnung, was die Astronauten da machen, aber die Bilder sind manchmal schön. Trotzdem: Ein Glück, daß irgendwann der Rechner, über den die Filme (legal) laufen, einfriert und auch keinen Bock mehr hat. Wir doktorn noch rum, aber niente: Der Film bleibt vereist.
Froh und müde legen wir uns schlafen. Ist auch schon spät, ich will nicht den 9 Uhr Hochschrecktermin verpassen.
Ach, Frankfurt: Ihr wißt es ja, Ihr wart ja da: Das war ein wunderschöner Abend. Auf bald im Batschkapp!
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